RAW Chemnitz - Erzgebirgsbahn, Chemnitz

Tageslicht-Denkmal in der Kulturhauptstadt

Das Areal des Reichsbahnausbesserungswerks in Chemnitz atmet mehr als 125 Jahre Industriegeschichte. Nun wurden sieben historische Hallen saniert. Ziel der Baumaßnahmen war es, die industrielle Brachfläche in die Zukunft zu führen und zugleich die traditionsreiche Vergangenheit zu bewahren.

Dunkler Qualm quillt aus dem Schornstein einer alten Dampflokomotive, die sich pfeifend über die Schienen einen Berg hinaufquält. Es ist fast, als hätte man hier den Geruch noch in der Nase und das Geräusch noch im Ohr. Früher einmal gehörten diese sieben Hallen zum Werk der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, später gingen sie an die Deutsche Reichsbahn über. Doch das ist lange her: Nach fast 20 Jahren Brache ist aus dem Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit das Fahrzeug- und Technologiezentrum der Deutschen Bahn Regionalgesellschaft Erzgebirgsbahn geworden (DB Regio). Anstatt Dampfloks werden auf dem Industrieareal, das in Chemnitz als das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) bekannt ist, heute moderne Schienenfahrzeuge gewartet.

Denkmalschutz sowie verschiedene Dachstrukturen und -materialien erschwerten die Sanierung der Tageslichtbänder.

Aus der Vergangenheit

Insgesamt umfasst das Gelände eine Fläche von 42 ha, auf der sich mehr als 50 einzelne Gebäude verteilen. Ab 1869 reparierten hier bis zu 4.500 Mitarbeiter im Dreischichtbetrieb an 365 Tagen im Jahr Lokomotiven für den Güter- und Personenverkehr. Mit den Reparaturhallen, der Kantine, der Klinik und vielen weiteren Einrichtungen war das RAW eine eigene Stadt in der Stadt. Herzstück der Gesamtanlage waren damals wie heute sieben historische Industriehallen. Vor zehn Jahren nahm sich das Immobilienunternehmen Birkus des denkmalgeschützten Areals an und entwickelte mit dem Architekturbüro Preißler aus Burgstädt ein Revitalisierungskonzept, um es „seiner alten Bestimmung als Wagenwerkstatt für Schienenfahrzeuge wieder zuzuführen“, äußert sich Frank Birkner, Geschäftsführer Birkus GmbH, zu dem Großprojekt.

Durch die Oberlichter fällt viel Tageslicht auf die zu wartenden Züge.

Die sieben Hallen, die mittlerweile saniert wurden, messen bis zu 100 m und verfügen über Satteldächer mit bis zu 850 m² großen Oberlichtern. Um den Vorgaben des Denkmalschutzes gerecht zu werden und das Tageslicht in den Bestandsgebäuden zu erhalten, wurden die Dachöffnungen vorsichtig renoviert. Dabei kamen insgesamt acht maßgeschneiderte Glas- und PC-Satteldachlichtbänder sowie natürliche Rauchabzugsgeräte (NRWG) des Herstellers INDU LIGHT zum Einsatz.

Da die historischen Gebäude Industriearchitektur aus 125 Jahren in sich vereinen, gestaltete sich die Sanierung äußerst komplex. Auf dem Areal befinden sich Bauwerke verschiedener Epochen und Konstruktionsweisen, die sich anhand ihrer Dachformen klassifizieren lassen: Stahlfachwerkkonstruktionen, Stahlbetonbinder mit parabelförmig gekrümmten Obergurten und verschiedene Holzbinderkonstruktionen stellten unterschiedliche Anforderungen an das Sanierungskonzept der Oberlichter. Neben dem Denkmal standen dabei auch Brand-, Schall und Feuchteschutz im Fokus.

In die Zukunft

Im ersten Bauabschnitt wurden die Dachoberlichter über den Betonhallen saniert. Beim größten der vier Gebäude wurden die innen und außen liegenden Drahtglasscheiben teilweise ausgetauscht. In den drei weiteren Betonhallen erneuerte INDU LIGHT die Lichtbänder auf bauseitiger Stahlunterkonstruktion mit dem System Skyline und einer PC 16 mm + sun reflect-Verglasung komplett. Außerdem rüstete INDU LIGHT alle vier der Baudenkmäler mit NRWG der Serie Typ Draco-vent nach. Auch bei den kleineren Satteldachhallen wurden neue Skyline-Lichtbänder eingesetzt, die sich in die schwarze Schindeldeckung einfügen. Den Abschluss der Sanierungsmaßnahme setzte im zweiten Bauabschnitt ein weiteres Skyline-Lichtband über der rund 450 m2 großen Dachöffnung der nördlich anschließenden Halle. Sämtliche Lichtbänder erhielten als Zusatzausstattung Wind- und Regenmeldeanlagen. 

Detailansicht der sanierten Oberlichter.

Mit der behutsamen Sanierung ist ein wertvolles Zeugnis der Entwicklung des Industriebaus zwischen 1870 und 1940 mit herausragender verkehrshistorischer, technikgeschichtlicher und baukultureller Bedeutung wiederbelebt worden. Das Bemerkenswerte an diesem Projekt ist, dass der Hallenkomplex weiterhin industriell genutzt wird: Die historischen Gebäude beheimaten nun das Fahrzeug- und Technologiezentrum (FTZ) der DB Regio.

Neben den ersten sieben Immobilien sollen noch weitere auf dem Gelände modernisiert werden, sodass in Chemnitz ein Gewerbepark für eisenbahnnahe Unternehmen entsteht.

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