DAV Kletterzentrum, Augsburg

Dem Himmel so nah

Wer klettern geht, der sucht die körperliche Herausforderung und die Begegnung mit der Natur. Sind aber die Berge fern oder die Witterung ungünstig, dann bieten Kletterhallen den professionellen Rahmen, um dem Freiluftsport nachzugehen. Da Kletterwände naturgemäß fensterlos sind, bringen die Architekten des neuen Landesleistungszentrums in Augsburg jede Menge Tageslicht von oben in die Halle und schaffen damit Erlebnisräume mit besonderen Atmosphären. 

Der Klettersport boomt: Klettern und bouldern sind im Trend. In Deutschland gibt es rund 500.000 Hobby-Kletterer und ambitionierte Athleten. Seit der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, Klettern bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio als neue Sportart aufzunehmen, wächst der Bedarf nach professionellen, witterungsunabhängigen Trainingsbedingungen. In Augsburg realisierte das Architekturbüro Ott mit dem DAV Kletter- und Landesleistungszentrum erstmals eine kombinierte Einrichtung für den Breiten- und Spitzensport unter einem Dach. 

Das DAV Kletterzentrum in Augsburg

Fast wie unter freiem Himmel

Das imposante Haus holt formal wie atmosphärisch die Berge in die Stadt. „Wir wollten weniger ein Gebäude, sondern eine organische Landschaft aus Freiflächen und Felswänden mit spannender Wegeführung und spektakulären Durchblicken“, beschreibt Architekt Wolfgang Ott seine zentrale Idee, und weiter: „Das gestalterische Konzept der Kletterhalle war die Organisation der zahlreichen und unterschiedlichen Funktionsbereiche in einer freien – natürlich anmutenden – Ordnung.“ Die Fassade ist als 18 Meter hohes Felsmassiv gestaltet und bietet attraktive überdachte Outdoor-Trainingsmöglichkeiten. 

Das Lichtband Proline 26 über der 1.543 Quadratmeter großen Kletterfläche

Im Innern setzen die Architekten konsequent das Konzept fort, ein atmosphärisches Umfeld für den Klettersport zu schaffen. Tageslicht spielt dabei eine wesentliche Rolle. Doch wie holt man Licht in Räume, deren Wände zum Klettern gebraucht werden und somit fensterlos bleiben müssen? Der Blick richtet sich nach oben, zum Dach über dem künstlichen Felsmassiv. Mit geschickt platzierten Dachoberlichtern und Lichtbändern von INDU LIGHT stellen die Architekten die Verbindung zum Himmel her. Tageslicht fließt an den Kletterwänden herab. Als wären sie draußen, klettern die Sportler den Wolken entgegen.

Besonders wirkungsvoll ist das 21 Meter lange und ein Meter breite Lichtband „Proline 26“ über der höchsten Kletterwand, die sich über alle Stockwerke des Gebäudes erstreckt. Es verstärkt die schluchtartige Wirkung der 1.543 Quadratmeter großen Kletterfläche und bringt natürliche Helligkeit in die Halle. Rund 200 Routen lassen sich hier wählen. Die gegenüberliegenden Galerien vor den neuen Schulungs- und Sozialräumen bieten auf drei Etagen optimale Voraussetzungen für Einsteiger und Kinder, einen Blick auf die Fortgeschrittenen und Profis in der großen Halle zu werfen.

Der tageslichtdurchflutete Zwischenraum hat seine ganz eigene Dramatik: Je höher man kommt, desto näher kommen die überhängenden Wände den Zuschauern. „Tageslicht im Gebäude ist für die Wirkung von Architektur grundsätzlich unerlässlich“, findet Architekt Ott, „mit gezieltem Lichteinfall lässt sich die räumliche Dynamik dann nochmals steigern. Dies gilt insbesondere für eine Outdoor-Sportart, auch wenn sie temporär in geschlossenen Räumen stattfindet.“ 

Im Boulderbereich sorgen Lichtkuppeln für Licht und Luft beim Sport

Oberlichter: atmosphärisch und funktional

Auch im Boulderbereich, beim Klettern ohne Seil, darf Tageslicht nicht fehlen. Hier sind es die teilweise lüftbaren 120x240cm großen Lichtkuppeln „Libra“, die für Licht und Luft beim Sport sorgen. Die rhythmisch im Dach gesetzten Öffnungen tauchen die Boulderlandschaft in blendfreies Tageslicht und vermitteln das Gefühl, dem Himmel ganz nah zu sein. Studien belegen, dass Tageslicht das Leistungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit steigert. Das ist im Sport ebenso sinnvoll wie am Arbeitsplatz. „Für den Athleten ist die Lichtbrechung auf der Wand obendrein ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung des Schwierigkeitsgrades“, weiß Architekt Ott zu berichten. Mit raffinierter Kombination aus Tages- und Kunstlicht setzen die Architekten das Relief der künstlichen Felswände wirkungsvoll in Szene.

Die atmosphärische Inszenierung beginnt schon im Eingangsbereich und an der Bar. Das sonnendurchflutete Café „Biwak“ sorgt mit Blick auf den Außenkletterbereich für Entspannung. Vier Quadratmeter große Libra Lichtkuppeln spenden hier Tageslicht in der Tiefe des Raumes. In der vollverglasten Cafeteria haben die runden Lichtringe an der Decke primär gestalterische Hintergründe. Aber auch rein funktional werden weitere Lichtkuppeln eingesetzt. Über dem Treppenhaus sorgt das Treppenhausset Libra NRWG mit einer 120x240cm großen Lichtkuppel für Licht, Luft und Entrauchung. Und auch der obligatorische Dachausstieg ist eine Lichtkuppel von INDU LIGHT.

Lichtband und Lichtkuppel präzise gesetzt 

Architekt Wolfgang Ott ist es gelungen, mit einer Abfolge aus steilen Wänden und Schluchten eine abwechslungsreiche Kletterlandschaft zu schaffen, Altbau und Neubau sinnfällig miteinander zu verbinden. Wichtig ist den Architekten auch „die materielle Authentizität“. Die Oberflächen bestehen sämtlich aus rohen aber „echten“ Materialien:  roher Stahl, Sichtbetonflächen und unbehandelte Massivhölzer. Mit der bewussten Wahl eines Lichtbands über der Kletterwand und der Setzung von Lichtkuppeln über der Boulderlandschaft sind eigenständige, charakterstarke Erlebnisräume geschaffen worden, die dem jeweiligen sportlichen Anlass Rechnung tragen. „Uns verbinden die Begeisterung für den Bergsport und den einzigartig schönen Natur- und Kulturraum der Alpen“, schreibt die Sektion Augsburg im Deutschen Alpenverein über sich. Mit den sportlichen Möglichkeiten, dem architektonischen Anspruch und dem atmosphärischen Rahmen des neuen Kletterzentrums stellt sie diese leidenschaftliche Aussage eindrucksvoll unter Beweis.

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